Stromsparen mit Linux?

Stromsparen mit Linux?

Ich habe hinter der Artikelüberschrift bewußt ein Fragezeichen gesetzt, weil mir klar ist, dass noch andere Faktoren eine Rolle spielen um diese Aussage solide untermauern zu können. Allerdings hatte ich die Gelegenheit, mit dem Messgerät Profitec KD-302 einige grundlegende Werte ermitteln zu können und auch – rein subjektiv – einige Einschätzungen bestätigt bekommen. Hier auch nochmal Dank an Thomas K. für die Ausleihe des Meßgeräts.

Die Messungen wurden an zwei PC’s durchgeführt, die gleich ausgestattet sind (siehe unten) – allerdings sind beide Geräte mit verschiedenen Betriebssystemen installiert. Ein PC läuft Tag und Nacht mit Fedora 15 Linux (64 bit,SMP-Kernel) als Server und der zweite PC fungiert als Arbeitsmaschine und hat Windows 7 Enterprise (mit SP1, 64 bit) installiert. Beide Geräte nutzen die gleichen Seasonic Netzteile (430Watt) und verbrauchen im ausgeschalteten Zustand 2,5 Watt, der Monitor Hanns.G HH192 genehmigt sich konstant knapp 20 Watt und die externe Festplatte (500GB) frißt über ein externes Netzteil 7 Watt im Ruhezustand (zeitgleich per USB an den PC angeschlossen).

Interessant fand ich das Verhalten des Druckers. Der HP Deskjet 6940 (externes Netzteil, Lan) verbraucht im Ruhezustand 3 bis 4 Watt und während des Drucks ca. 10Watt. Allerdings macht der Drucker nach jeden Druckvorgang mit seiner Mechanik noch ein paar Aufräumarbeiten die ca. 10 Sekunden dauern und auch laut vernehmbar sind. Und in genau diesen 10 Sekunden gönnt er sich nochmal 20 (zwanzig) Watt! Also das doppelte vom Druckvorgang! Wenn in einen Unternehmen gearbeitet wird, in dem mehrere Hundert Drucker im Einsatz sind, kann man sich die Dimension in der Stromrechnung ausrechnen.

Der Windows 7 PC lag im ausgeschalteten Zustand bei 2,5 Watt, beim hochfahren zeigte das Meßgerät stark schwankende Werte bis maximal 105 Watt an. Diese Werte sanken dann aber wieder auf 70 Watt mit erscheinen des Anmeldefensters. Der Unterschied vor der Anmeldung und nach der Anmeldung (Desktop im Ruhezustand, ohne gestartete Programme) machte 10 Watt aus (70/80 Watt). Auffallend waren dann die starken Ausschläge bis auf 105 Watt mit dem starten von z.B. Thunderbird und Google Chrome. Auffallend deswegen, weil bei Fedora 15 Linux ein ganz gegensätzliches Verhalten auftritt.

Auch der Fedora 15 Linux PC zeigte im ausgeschalteten Zustand 2,5 Watt, beim hochfahren allerdings nur 70 Watt und das sehr konstant! Mit hochfahren in den Runlevel 3 (also volle Funktionalität, aber ohne grafische Oberfläche) zeigte das Meßgerät gleichbleibend 70 Watt an und nach (!) dem Start der grafischen Oberfläche (LXDE) erschien das nächste Wunder: Das Meßgerät zeigte nur noch 60 Watt – also 10 Watt weniger! Das ist in so weit ein Wunder, weil die Allgemeine Lehrmeinung besagt, dass Grafik Strom frißt. Erklären kann ich mir das eigentlich nur damit, dass ein Linux für den Grafischen Modus in einen anderen Runlevel wechselt und damit auch verschiedene Dienste ab- und angeschaltet werden – Vermutlich greifen die Energiespar-Dienste erst in der Grafik effektiv. Das Starten von verschiedenen Programmen in der Grafischen Oberfläche von Fedora Linux brachte so gut wie keine Veränderung in der Anzeige des Meßgerätes!

Nun, natürlich sind diese Messungen nicht unbedingt Nobelpreis-verdächtig, aber sie zeigen doch auch, dass es im Umgang mit Energie Unterschiede zwischen den führenden Betriebssystemen gibt. Was ich besonders erwähnenswert finde, sind die starken Schwankungen in den Werten bei Windows: Sprünge von 30 Watt sind bei normalen Arbeitsvorgängen unter Windows 7 dauerhaft präsent. Im Vergleich dazu erscheint Linux wie ein alter Fuchs: Keep cool, Baby. Keine großen Schwankungen und immer einige Watt unter den Werten von Windows 7 erscheint mir – natürlich rein subjektiv – Linux sparsamer und ausgeglichener im Verbrauch. Die richtige Entscheidung für meinen Home-Server.

(Gemessen wurde nur der PC mit dem Stromkabel im Meßgerät. Alle Werte sind grob gerundet.)

Hardware

Ein einfaches Mittelklasse System:

Core2Duo E7600 (2x 3,06Ghz)
4GB Ram (DDR2 / 1066Mhz)
Netzteil Seasonic S12II-430W 80+ (sehr leise!)
ATI Radeon HD 5670 (GDDR3, max. 61Watt, passiv gekühlt)
Asus Mainboard P5QD Turbo (ICH 10R, ACPI 3.0)
Seagate  Barracuda 7200.12 (250GB)
nicht übertaktet
kein RAID

Interessant ist vielleicht auch ein Vergleich der verschiedenen Linux Desktops. Hier findet sich das Tool, mit dem der Vergleich im Artikel gemessen wurde.


Autor: Mathias R. Ludwig

MCSE, MCITP, MCDBA, RHCT, CompTIA, ITILv3, AdA, VWA Ökonom, Dipl.SozArb., Kfz-Mechaniker, Panzer-Mechaniker/-Fahrer (HptGefr), Stanislaw Lem und Linux Fan, Feuerpferd.

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